Endlich. Nach monatelanger Vorbereitung bist du endlich in deinem Zielland angekommen.
Und jetzt?
... besonders, wenn man allein in einem anderen Land ist, dessen Sprache man nicht einwandfrei beherrscht.
Aber an sich gibt sich das schnell. Deine Gastfamilie gibt sich oft Mühe dich von Anfang an als Familienmitglied einzugliedern. Durch gemeinsame Aktivitäten, wie Ausflüge oder Verwandtenbesuche findet du ganz schnell persönlichen, emotionalen Anschluss zu deiner neuen Familie.
Außerdem wirst du in der Schule auch schnell Freunde finden. Sobald sich herumgesprochen hat, dass es einen neuen Austauschschüler gibt, werden viele automatisch auf dich zukommen. Weil das bei großen Schulen mit mehreren Austauschschülern auch mal unübersichtlich wird schadet es aber auch nicht auf Leute zuzugehen. Generell werden viele deinen Status als Austauschschüler beachten und dir offen gegenüber begegnen. Bereite dich ruhig schon mal auf einige Fragen zu deinem Heimatland vor.
Vorweg muss man sagen, dass keine Gastfamilie wie die andere ist. Von der Großfamilie über das kinderlose Paar bishin zur alleinerziehenden Mutter sind alle Kombinationen möglich. Die typische Gastfamilie gibt es genauso wenig, wie den typischen Gastschüler. Eins haben sie doch alle gemeinsam. Jede Gastfamilie lebt in einem Land, indem die Aufnahme von Austauschschülern eine Art Tradition ist und wurde durch Mitarbeiter der verantwortlichen Organisation im Partnerland besucht.
Wie die Suche deiner Gastfamilie abläuft, hängt mit der gewählten Organisation zusammen. Wenn du ein Application Pack schreibst, wird dieses in dein Zielland weiter geleitet. Dort werden passende Familien gesucht, denen deine Unterlagen dann vorgestellt werden. Daraufhin sucht deine Gastfamilie dich aus, was garantiert, dass sie auch wirklich offen dir gegenüber sind. Dieser Vorgang kann auch etwas länger dauern, schließlich wollen alle die beste Kombination finden.
Andererseits wird von dem Austauschschüler natürlich trotzdem erwartet, dass er sich auch an die Gastfamilie anpasst. Es kann passieren, dass einige Annehmlichkeiten, die in der Heimat Norm waren nun ungültig sind. Aber in der Regel kann man das leicht mit seinen Gasteltern absprechen. An sich gilt: Der Auslandsaufenthalt ist kein Urlaub, sondern Alltag. Deswegen könnte es passieren, dass du mal im Haushalt mithelfen sollst oder gebeten wirst früher zum Frühstück zu kommen.
Bei über 95% aller Aufenthalte funktioniert das gut, doch ab und zu kommt es zu größeren Auseinandersetzungen. In diesem Fall hast du Vertreter der Partnerorganisation vor Ort, die du ansprechen kannst und die sich mit dir und deiner Gastfamilie zusammen setzen. Wenn gar nichts mehr funktioniert, ist es auch möglich während des Aufenthalts die Gastfamilie zu wechseln. Oft hat man zu diesem Zeitpunkt bereits Freunde gefunden und auch schon eine Familie im Kopf, die einen aufnehmen würde. Ansonsten helfen dir dabei sowohl deine ausländische als auch die deutsche Partnerorganisation weiter.
Die Partnerorganisation in deinem Zielland übernimmt nicht nur die Suche nach deiner Gastfamilie, sie kümmert sich auch überwiegend um die Betreuung vor Ort. Es gibt meist ein oder zwei Verantwortliche, die für dich und die Austauschschüler in deiner Region zuständig sind. Diese kannst du bei Fragen oder Problemen kontaktieren und sie stehen dir dann mit Erfahrung zur Seite.
Natürlich steht die deutsche Organisation meist auch noch bereit, falls es Probleme gibt, die du nicht mit den Leuten der Partnerorganisation klären kannst. Auch deine Eltern können sich bei Fragen immer an die deutsche Organisation wenden.
Wenn das Kind dann einmal weg ist, kommen Fragen und Zweifel auf, die man zuvor versucht hat zurück zuhalten: Geht es meinem Kind wirklich gut? Ist die Gastfamilie fürsorglich und nett? Gibt es an der neuen Schule auch keine Schwierigkeiten mit Lehrern oder Mitschülern?
Einige Eltern wünschen sich deswegen ihr Kind im Gastland zu besuchen. Allerdings ist das in der Praxis eher unpraktisch. Der Schüler hat sich soeben an die neue Familie und Umgebung gewöhnt, wenn seine Eltern kommen und ihn wieder an die Heimat erinnern. Die Gastfamilie würde sich ebenfalls bemühen ein großes Willkommen vorzubereiten und generell würde diese Situation nicht dem Alltag im anderen Land entsprechen, sondern eher dem Gegenteil.
Wir empfehlen daher von einem solchen Besuch ab, insbesondere bei außereuropäischen Aufenthalten. Innerhalb Europas ist es um einiges einfacher zum Beispiel über Weihnachten für ein paar Tage nach Hause zu fahren. Dadurch kommt es auch zu keinen Konflikten seitens des Gastschülers, da die Umgebung nicht mit "beiden Familien" verbunden wird.
Viele Organisationen bieten während oder vor dem Antritt des Auslandsjahres noch "Field Trips" an. Das sind oft Touren, bei denen du Sehenswürdigkeiten des Gastlandes oder eines nahen Landes erlebst. Diese sind eine schöne Ergänzung zu deinen sonstigen Erlebnissen, vorallem weil du dabei die Chance hast, Schüler aus der ganzen Welt zu treffen, die auch in deiner Situation sind.
Für die genauen Angebote musst du dich bei deiner Organisation umsehen.
Auch das schönste Jahr geht mal zu Ende. Wenn der Flieger wieder im Heimatland aufkommt und du nach einer gewissen Zeit deine Eltern wiedersiehst, ist das ungewohnt. All die Eindrücke und Erfahrungen müssen verarbeitet werden.
Wie bleibt man mit den Leuten im Gastland in Kontakt? Wieso ist deutsch auf einmal so schwer? Und wieso wirst du tagsüber immer müde?
Während sich einige dieser Probleme mit der Zeit automatisch legen, ist es an anderen Stellen etwas schwerer. Einige Organisationen bieten deswegen eine Nachbetreuung an, wo du Leute in deiner Situation triffst, mit denen du dich über ihre Erlebnisse austauschen kannst. Natürlich kannst du auch Erfahrungsberichte schreiben oder auch selbst Pate eines zukünftigen Teilnehmers werden.
Empfehlenswert ist es sich frühzeitig eine Antwort auf die Frage "Wie war denn das Jahr" zu überlegen. Viele sind von "ganz gut" nicht wirklich beeindruckt.